Transparenz im Kunstmarkt: Die Schweiz kann mehr tun
swissinfo.ch, 1.6.2015, von Isabelle Eichenberger
Während Finanzströme besser überwacht werden, bleibt der Kunstmarkt undurchsichtig und begünstigt fragwürdige Praktiken wie Barzahlungen. Ursache und/oder Resultat: Die Preise steigen immer mehr. In der Schweiz gibt es Stimmen, die bedauern, dass dieser Sektor noch immer um das Geldwäscherei-Gesetz herum kommt.
Das Zollfreilager Genf wurde 1854 zur Lagerung von Transitwaren gegründet - davon sind heute 40% Kulturgüter. "Im Freilager werden Mengen von Gütern gehandelt, ohne je aus den Lagern zu kommen, sie werden so zu simplen Eigentumstiteln", erklärt Andrea Raschèr, Experte für Kunstrecht und ehemaliger Leiter der Abteilung Recht und Internationales Recht im Bundesamt für Kultur (BAK). "Es gibt dort sogar Ausstellungshallen, Parallelstrukturen, die nichts mehr zu tun haben mit dem Willen des Parlaments, das damals diese Strukturen geschaffen hatte, um Güter zu transferieren, nicht um sie für Jahrzehnte dort aufzubewahren. Mehr und mehr erfolgen die Transaktionen auch in bar, weil viele Leute ihr Geld von den Banken abzogen und nun im Freilager aufbewahren." Etwas peinlich, wenn man weiss, dass der Kanton Genf 86% der Aktien des Freilagers hält.
Andrea Raschèr weiss, wovon er spricht, denn er war an der Ausarbeitung des Schweizer Kulturgütertransfergesetzes von 2003 beteiligt, das darauf abzielte, den illegalen Handel mit Kulturgütern zu unterbinden: "Transparenz ist ein wichtiger Trumpf für den Kunstmarkt und das Image des Landes, denn vor zehn Jahren war die Schweiz noch eine Drehscheibe. Das neue Gesetz machte es möglich, den illegalen Handel zu bekämpfen, doch die Freilager könnten zur Belastung für die Kulturpolitik und die Aussenpolitik des Landes werden. Das wäre ein Grund, zu handeln.
In ihrem Jahresbericht 2014 schrieb die Eidgenössische Finanzkontrolle (das oberste Finanzaufsichtsorgan der Eidgenossenschaft): "Diese zollfreien Zonen sind stark im Kommen und dürften heute über 100 Milliarden Franken ausmachen". Die Finanzkontrolle empfiehlt in dem Zusammenhang einen Ausbau der Zollkontrollen, um heikle Fälle von Firmen regeln zu können, die im Bereich der Lagerung von Kunstwerken oder Edelmetallen tätig seien, wo Einiges dem "eigentlichen Sinn und Zweck des Gesetzes" widerspreche.
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