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Aussitzen geht nicht mehr

Der Bund 17. April 2018, von Daniel Di Falco

Kann ein Bild Raubkunst sein, das ein Museum gekauft oder geerbt hat, in gutem Glauben und nach gültigem Recht? Der Gurlitt-Handel hat eine Wende angestossen – über Bern hinaus. Auch wenn viele das nicht wollten.

... Auch andere Museen könnten nun unter Zugzwang geraten, erklärte der Zürcher Kunst­rechts­experte Andrea Raschèr dem «Bund» im November 2014, als die Berner ihre Vereinbarung in Sachen Gurlitt abgeschlossen hatten. «Wenn irgendein Museum heute den neuen Standard ignorieren will, dann müsste es das ­öffentlich begründen», so Raschèr: «Der Le­gi­ti­ma­tions­­bedarf hat sich erhöht.» Genau das ist mittlerweile passiert. «Aussitzen und wegsehen geht nicht mehr», sagt Andrea Raschèr heute. Das aktuellste Beispiel: La Chaux-de-Fonds. Letzten Monat hat die Stadt ein millionenschweres Ölbild des Impressionisten John Con­stable den Nachkommen einer von den Nazis verfolgten Familie übergeben.

... Was bleibt zu tun? Nach dem Bund sollten sich auch Kantone und Städte als Träger oder Finanzierer der Museen stärker an der Provenienzforschung beteiligen, findet Andrea Raschèr. «Man darf die Museen nicht alleine lassen.» Andrerseits müssten diese die Resultate ihrer Forschung umgehend und fortlaufend publik machen. «Damit schaffen sie Transparenz und eine solide Basis, auf der dann das nötige Vertrauen entstehen kann.» Was den Bund angeht: Für seinen Teil pocht er auf die Veröffentlichung, wo er die Provenienzforschung unterstützt. «Museen, die dafür Geld vom Bund erhalten, sind verpflichtet, ihre Ergebnisse zu publizieren», erklärt Benno Widmer von der Anlaufstelle Raubkunst im Bundesamt für Kultur. Zudem habe der Bund auch die Treffen institutionalisiert, an denen zweimal jährlich mit Museen Fragen rund um Raubkunst und Fluchtgut besprochen würden. Andrea Raschèr würde auf «diesem klugen Weg» noch einen Schritt weiter gehen und die Forschungsgelder an die Bedingung knüpfen, dass sich die Museen an einer «Plattform» beteiligen: Hier sollte die Forschung publiziert werden. Zudem müsse die Branche «klare Regeln» entwickeln, um künftigen Ansprüchen fair begegnen zu können. Die Angebote des Bunds seien «positiv», «aber es fehlt ihnen an jener Verbindlichkeit, mit der sich die Ängste in den Museen ausräumen liessen». Schliesslich brauche die Schweiz kein Restitutionsgesetz, wie Österreich eines aufgestellt habe. Wohl aber eine Schiedsstelle wie die deutsche Limbach-Kommission, die den Konfliktparteien in strittigen Fällen Empfehlungen liefern könne.

... Was die Sammlung von Cornelius Gurlitt angeht, die den ganzen «Paradigmenwechsel» (Raschèr) angestossen hat, da gibt es diese möglichen Erben schon: Das Kunstmuseum sei mit «neuen Ansprüchen» auf Werke aus der Sammlung Gurlitt konfrontiert, sagt Brülhart. «Aber mehr kann ich im Moment dazu nicht sagen.»



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