DEUTSCHENGLISH
---
Rascher Consulting Logo
menu
Rascher Consulting search
Rascher Consulting search
Sie wollen nur das Geld

St.Galler Tagblatt, 19.12.2014 (Auszug)

von Christina Genova Max Silberberg musste einst ein Hodler-Gemälde unter den Nazis aus Not verkaufen. Nun stellt es eine Stiftung dem Kunstmuseum St.Gallen dauerhaft zur Verfügung. Die Erben wollen das Werk zurück. Wie soll man damit umgehen? ... Eugen Frick, Sohn der Stifter und Stiftungsratspräsident: «Ich muss dem Willen meines Vaters weiter entsprechen. Von unserer Seite gibt es keinen Kontakt zu den Erben.» Eine andere Meinung hat in dieser Angelegenheit der Raubkunstexperte Andrea F. G. Raschèr: «Es geht um einen verfolgungsbedingten Vermögensentzug eines der menschen- und kulturverachtendsten Regimes der Geschichte. Warum eine Kulturinstitution den Kontakt zu den Erben nicht sucht, weiss ich nicht. Das wäre doch das Mindeste.»
... In Chur war man in einem ähnlich gelagerten Fall grosszügig: Das Werk «Nähschule im Amsterdamer Waisenhaus» von Max Liebermann war von Max Silberberg 1934 ebenfalls unter Druck verkauft worden. Später wurde es der Stiftung Bündner Kunstsammlung vermacht. Diese entschied 1999, das Bild an Gerta Silberberg zurückzugeben. Man habe das Verfolgungsschicksal der Familie und den Verkauf aus einer Zwangslage als ausschlaggebend betrachtet, meint Andrea F. G. Raschèr: «Falls man das in St.Gallen anders sieht, wäre es für die Öffentlichkeit wichtig zu wissen, warum. Schliesslich wird das Museum zum grossen Teil mit öffentlichen Geldern finanziert.»
...
«Museen sind Orte der Erinnerung. Wir müssen diese Werke zeigen und deren Geschichte offen deklarieren, was wir 2009 in einer Ausstellung getan haben.» Auch Eugen Frick ist dieser Ansicht. Den Erben von Gerta Silberberg wirft er vor, dass es ihnen gar nicht um die Kunst gehe: «Sie wollen nur das Geld.» Dass die Öffentlichkeit ein Interesse daran habe, dass ein Kulturerbe möglichst allen zugänglich gemacht wird, sagt auch Rasch`er: «Dafür müssen Lösungen gefunden werden – aber nicht auf Kosten der damaligen Opfer beziehungsweise deren Nachkommen.» Einsitz in der neu gegründeten Simon-und-Charlotte-Frick-Stiftung hat auch Museumsdirektor Roland Wäspe. Gibt es dadurch Interessenkonflikte? «Es ist aus meiner Sicht nicht problematisch. Es ist in den Statuten der Simon-und-Charlotte-Frick-Stiftung so vorgesehen» sagt Wäspe. Andrea F. G. Raschèr sieht das anders: «Weil der Fall auch eine politische Dimension hat, ist eine Einsitznahme des Direktors eines staatlich finanzierten Museums im Stiftungsrat zu hinterfragen – nicht zuletzt auch wegen der Implikationen, die dies auf das Staatswesen haben könnte, beispielsweise in Bezug auf die Reputation.»



facebook twitter xing linkedin
Back to List