Auch der Schweizer Kulturrechtsexperte, Andrea Raschèr sieht noch reichlich Klärungsbedarf, bevor der Felsstollen in Affoltern tatsächlich zum Bergungsort wird. „Das sind knifflige Fragen, die noch nicht geklärt sind. Dafür ist ja die UNESCO dann da, dass die UNESCO als überparteiliche Organisation alle an einen Tisch bringt und dann eine Lösung ermöglicht. Aber ich denke im Fall von Syrien sind die Probleme im Moment so groß, dass ich nicht denke, dass syrische Kulturgüter nicht in absehbarer Zeit an diesen Bergungsort kommen.“
Andrea Raschèr war früher selbst im Schweizer Bundesamt für Kultur tätig und wirkte dort an der Formulierung von Gesetzestexten mit, bevor er zum unabhängigen Berater wurde. Von seinen Reisen kennt der international tätige Jurist auch die Vorbehalte, die dem Projekt der Schweiz aus manchen Ländern entgegen schlagen: „Ich war vor ein paar Monaten in einer Konferenz im Mittleren Osten und da hat ein Delegierter gesagt: Also ihr Schweizer seit ja schon ein lustiges Volk. Zuerst klaut ihr alle unsere Dinge und jetzt stellt ihr einen Ort her und bittet uns, dass wir sie selber hinbringen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Bergungsort zuerst im Fall einer Naturkatastrophe genutzt werden wird. Das wird auch die Chance sein zu zeigen, wie das funktioniert, dass die UNESCO und die Schweiz rasch und gut zusammen arbeiten können. Ich meine, es geht ja darum, auch Vertrauen aufzubauen. Damit die Leute überhaupt sehen: Es gibt diese Möglichkeit.“
Der sichere Fels bei Affoltern soll ausschließlich gefährdeten Objekten aus Krisenzonen dienen. Für den Kulturrechtsexperten Andrea Raschèr auch international ein wichtiger Schritt: „Es ist ein ganz wichtiger Meilenstein im Kulturgüterschutz, dass ein Land sagt: Wir sind bereit, Kulturgüter temporär professionell aufzubewahren. Ich meine, der Stollen ist von höchster Qualität, was Klima, was Sicherheit anbelangt. Es geht nicht von heute auf morgen, aber ich denke, das ist richtig und wichtig, dass ein solches Angebot besteht. Und es ist das Mindeste, das eine Kulturnation dies macht.“