DEUTSCHENGLISH
---
Rascher Consulting Logo
menu
Rascher Consulting search
Rascher Consulting search
Geldwäsche: NFT als Vorbild für den restlichen Markt

Handelszeitung Nr. 23, 9. Juni 2022, S. 6, von Matthias Niklowitz

«Das Risiko, dass beim Geschäft mit Kunstobjekten in der Schweiz Geld gewaschen wird, ist gross», sagt Andrea F. G. Raschèr, Geldwäschereiexperte im Bereich Kunst, Jurist und Inhaber eines eigenen Beratungsunternehmens. «Denn der Kunstmarkt in der Schweiz untersteht nicht den gleichen Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei, wie sie für andere europäische Länder gelten.» In der EU gelten viel strengere Regeln. So gibt es beim Bargeld eine Obergrenze von 10'000 Euro. In der Schweiz liegt diese Grenze bei 100'000 Franken. Das hat Folgen: Zunächst leidet der Ruf des Kunsthandelsplatzes Schweiz, selbst wenn es hier nur wenige sogenannte schwarze Schafe gibt. Handfester sind die weiteren Nachteile. «Es gibt Banken, die sagen, wir arbeiten nicht mehr mit den Kunsthändlern zusammen», sagt Raschèr. Kunsthändler könnten dann beispielsweisekeine neuen Konten eröffnen. Dabei ist der Kunsthandel in der Schweiz laut Raschèr «sehr professionell aufgestellt», es gebe «sehr viel Expertise».

Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bekommt das Thema eine neue Aktualität. Der US-Senat hat bereits darüber berichtet, wie Sanktionen im Schweizer Kunstmarkt umgangen werden können. «Es kann nicht sein, dass eine ganze Branche ein Schlupfloch für sanktionierte Oligarchen ist», formuliert Raschèr sein Unbehagen.

Die Lösung aus seiner Sicht: «Der Kunsthandel in der Schweiz müsste dem Geldwäschereigesetz unterstellt werden.» In der EU funktioniert das gut – es gebe keine Gründe, dass für die Schweiz nicht in einer vergleichbaren Form zu übernehmen. Weil der Schweizer Kunsthandel aus KMU besteht, sieht Raschèr die Branchenverbände in der Pflicht. Hinzu kommt ein Teamwork mit den Banken, wie das in anderen Branchen längst üblich geworden ist. «Banken erkundigen sich ja auch bei Käufern in Zusammenhang mit grösseren Transaktionen immer nach der Herkunft der Gelder». Längerfristig kommt man laut Analysten auch im Kunsthandel nicht um die Standards herum, die sich hinsichtlich Transparenz und Nachverfolgbarkeit in anderen Wirtschaftsbereichen etablieren. Die digitale Kunst erfüllt – auch hier – eine gewisse Avantgarde-Funktion: Bei NFT-besicherten Werken lässt sich die Vorgeschichte inklusive aller Wertveränderungen und der Herkunft der Gelder lückenlos nachverfolgen.

Und auch ein letztes Schlupfloch wird zukünftig geschlossen werden – ebenfalls nach dem Vorbild anderer Branchen, die diesbezüglich weiter sind: Kleine Galerien, die sich mit vergleichsweise wenig Geld unterwandern und praktisch als «Geldwasch-Salon» genutzt werden, dürften in der Zeit nach 2030 besser reguliert werden, um solche Entwicklungen zu verhindern. Das Vorbild ist auch hier die Finanzbranche. Die hat zwar einen Vorsprung von einigen Jahrzehnten bei der Geldwäscherei-Regulierung. Aber dieser dürfte rasch aufgeholt sein.



facebook twitter xing linkedin
Back to List